Fachtagung 2009

Tägliche Berichte über die “Finanzkrise“ und die “Klimaveränderung“ prägten im vergangenen Jahr unser Leben. Die Trinkwasserversorgungen sind weniger von der “Finanzkrise“ abhängig, vielmehr werden Sie sich in Zukunft vermehrt mit Extremsituationen wie “Trockenheit“ und “Überschwemmungen“ befassen müssen! Um mit diesen und anderen Situationen umgehen zu können, ist eine stetige und konstante Weiterbildung für die Mitarbeitenden/Brunnenmeister von immenser Wichtigkeit!

Die “IG Brunnenmeister Graubünden“ führte auch im Jahr 2009 wieder die obligate Generalversammlung und aktuelle Fachreferate durch. Die Generalversammlung und die Fachtagung 2009 fand am 23. Oktober in St. Moritz (Hotel Laudinella) statt.
An der Veranstaltung in St. Moritz widmeten wir uns dem Thema “Grundwasser“.

Vortrag 1: Grundlagen des Grundwassers und deren Bewilligung

Der Erste Vortrag wird um 10.00 Uhr durch Herrn Hansruedi Aebli ANU Graubünden vorgetragen. Er dankt für die Einladung und sieht es als besondere Ehre an vor den Bündner Brunnenmeistern zu diesem Thema zu referieren. Der Einstieg behandelt die Grundlagen für das Grundwasser und zeigt, dass das Grundwasser als Teil des natürlichen Wasserkreislaufes entsteht. Danach folgt der Aufbau der Untergrundformationen beginnend mit den verschiedenen Deckschichten, Grundwasserleiter und Stauer. Dadurch ist auch die Zirkulation im Untergrund verschieden und dementsprechend muss der Gefahrenabwehr Rechnung getragen werden. Die Fliess-Geschwindigkeiten des Wassers variieren sehr stark d.h. von 1 bis 1000 m im Tag. Die Zuströmbereiche sind für die Bemessung und Ausscheidung der Schutzzonen zu berücksichtigen. Mit Beispielen wurde darauf hingewiesen wie das erfolgen soll und wie flächendeckende Schutzmassnahmen vorgesehen werden müssen. Deshalb muss der Standort für eine Fassung aus ganz verschiedenen Aspekten sorgfältig betrachtet werden und unter Berücksichtigung aller möglichen Einflüsse wie Bauten, Strassen allfällige Deponien mit möglichen Altlasten usw. gewählt werden. Dann wurden die Art der Gewinnung von Grundwasser und die verschiedenen Brunnenarten wie Vertikalfilter- und Horizontalfilterbrunnen vorgestellt. Im Weiteren wurden auch auf die Berechnungen, hydrogeologischen Berichte und Nutzungskonflikten hingewiesen. Wie werden diese erstellt und wie sieht das Gesuchs- und Bewilligungsverfahren aus bis hin zur Konzessionierung und zum Regierungsbeschluss. Daraus wurde ersichtlich, dass es sehr wichtig ist von Anbeginn die entsprechenden Spezialisten und Ämter in das Projekt einzubeziehen.
Bei Fragen steht das ANU gerne für weitere Auskünfte zur Verfügung.
Vortrag 2: Lebensmittel Parameter Grundwasser
 
Ab 10.25 Uhr führt uns Peter Lang ALT GR in die Thematik der Sicherheit des Wassers ein. Er beginnt den Vortrag mit dem Hinweis: Nicht alles Grundwasser ist Trinkwasser! Im Allgemeinen ist jedoch die Qualität des Grundwassers so gut, dass es ohne weitere Aufbereitung als Trinkwasser genutzt werden kann. In seinem Vortrag wies er auf die potenziellen Gefahren hin, die das Grundwasser negativ beinträchtigen können. So z.B. in Gebieten wo eine intensive Landwirtschaft oder Ackerbaunutzung stattfindet oder auch beim Weidegang der Tiere. In einem Beispiel wurde sogar auf die Lagerung von sogenannten Siloballen hingewiesen, welche zu Problemen führte.

Durch den Einsatz von Pestiziden und Herbiziden wurde auf den schlechten Abbau von Atrazin hingewiesen. Bei intensiver landwirtschaftlicher Nutzung ist auch dem Nitratwert Beachtung zu schenken, da dieser oft auf ein Indiz für die Belastung mit anderen organischen Fremdstoffen hinweist. Im nahen Bereich von Strassen konnten erhöhte Chloridgehalte nachgewiesen werden. Und in der Folge wurden auch die flüchtigen, organischen Verbindungen (VOC), also Treib- Brenn- und Schmierstoffe MTB und ETBE, im Zusammenhang mit dem Verkehr erwähnt. Weil das spezifische Gewicht höher als dasjenige von Wasser ist, setzen sich diese auf den Grund und können noch Jahrzehnte das Wasser belasten. Es wurde auch auf den Einfluss von Arzneimitteln hingewiesen, welche in geklärten Abwassern gemessen wurden und durch infiltrierende Gewässer in das Grundwasser gelangen können. Die meisten Teilnehmer konnten diesen Ausführungen gut folgen. Als dann die chemischen Formeln immer länger und komplexer wurden, entglitt dem Referenten auch der gesetzte Zeitrahmen und wir kamen ins Schwitzen, wie wir den Zeitplan wohl noch retten können!

Vortrag 3: Umsetzung und Realisierung von Grundwasserbrunnen

Raeto M. Conrad, Dipl. Bau-Ing. ETH/SIA, Geologe und Berater, verstand es besonders aus der langjährigen Praxis mit interessanten Beispielen Gutes und weniger Gelungenes aufzuzeigen. Die Schwerpunkte des Vortrages waren die Werterhaltung und Sanierungskonzepte für bestehende Fassungen zu beleuchten. Als Grundlage für die Konzeptbearbeitung muss eine Zustandsanalyse durchgeführt werden. Sie beinhaltet: Die Leistungsfähigkeit des Brunnens bestimmen und Handlungsbedarf am gesamten Werk feststellen. Daraus entstehen die Werterhaltungs- Massnahmen wie folgt:
–       Reinigung des Brunnens
–       Reinigung der Filterstränge
–       Evtl. notwendige Regenerierung der Filterstränge
–       Reparaturen an den Filterrohren und am Brunnenschacht
–       Reparatur oder Ersatz von Absperrarmaturen und Einbauteilen
–       Sicherstellung des Korrosionsschutzes
–       Unterwasser- Kamera- Befahrung mit Taucher
–       Erfüllung der Sicherheit- Standards
–       Luft- und wasserdichte Brunnenabdichtung

Er ermahnte, dass für solche Arbeiten nur ausgewiesene Fachleute beauftragt werden sollen. Für Eventualitäten müssen im Voraus Lösungen bereit stehen, um keine unliebsamen Unterbrüche in Kauf zu nehmen. Die Arbeiten finden im Untergrund und teils im Wasser statt. Der Qualität muss mehr Bedeutung als dem Preis zugemessen werden. Sanieren solange man noch kann nicht warten bis der Brunnen kollabiert oder dem Schlusswort: Bis der Esel im Brunnen liegt!

Grusswort der Gemeinde St. Moritz

Da Gemeindepräsident Peter Barth verhindert war, überbrachte Frau Josy Caduff Gemeinde-Ratspräsidentin, die Grüsse im Namen der Gemeinde St. Moritz und verstand es ausgezeichnet mit einem kurzen Überblick die Trümpfe von St. Moritz als Weltkurort mit allen schönen Seiten und die unangenehmen Nebenerscheinungen ins Licht zu stellen. Sie wies auch auf die wichtigen Herausforderungen der nächsten Zeit hin. Wie sie ausführte, hatte sie sich im Vorfeld noch nie mit dem Namen des Brunnenmeisters auseinandergesetzt und war erstaunt über dessen verantwortungsvolle Funktion im Zusammenhang mit dem Trinkwasser zum Wohle der Bevölkerung. In diesem Sinn dankte sie allen und wünschte für die täglichen Aufgaben gutes Gelingen und eine erfolgreiche Tagung.

 Vortrag über die Wasserversorgung von St. Moritz

Als Einstieg in den Nachmittag stellte Heinrich Denoth die Wasserversorgung von St. Moritz mit Bildern von den verschiedenen Werken, Anlageteilen und Unterhaltsarbeiten vor. Er zeigte, wie die Wasserversorgung mit der Entwicklung des Kurortes entstand und was die grossen Anlässe, wie Olympiaden und Alpine Ski-Weltmeisterschaften, sowie der die starke Bautätigkeit, für Auswirkungen auf die Wasserversorgung hatten. Er wies auch auf die kurzen Zeiten für die Erneuerung der Anlagen hin, welche vorwiegend in den Frühjahrsmonaten Mai- Juni erfolgen können, da für die Sommersaison alle Strassen und die Anlagen wieder für den Tourismus zur Verfügung stehen müssen. In den Herbstmonaten werden vorwiegend Unterhaltsarbeiten ausgeführt und die Reinigung der zehn Reservoirs vorgenommen. Als weitere Besonderheit wurde auf die starken Schwankungen in der Bewirtschaftung der Wassermenge hingewiesen, die in der Zwischensaison zur Hochsaison von 3000-9500 m3 im Tag schwanken. Während der Pisten- Beschneiungsphase fallen die Schwankungen noch krasser aus. Es hätte noch manch Interessantes zu berichten gegeben, doch als kurzen Überblick sollte es für diesen Tag reichen. Mit einigen Zahlen über die gesamte Wasserversorgung wurde die Vorstellung beendet.

Postenbesichtigungen der verschiedenen Anlageteile

Beginn nachmittags um 14.10 Uhr an folgenden Standorten mit den Referenten:
Grundwasserbrunnen San Gian 2: Bernhard Brasser und Reto Conrad
Entsäuerungsanlage und Stufenpumpwerk: Heinrich Denoth
Steuerungszentrale und Leitsystem: Reto Engel
Zum Abschluss treffen sich alle Teilnehmer im Warteraum der Signal- Talstation.
Um 16.00 Uhr verabschiedet der Präsident alle Teilnehmer mit den besten Wünschen.
St. Moritz:      23.10.2009
Protokoll:       Heinrich Denoth