Fachtagung 2013 im Val Müstair: Gemeindefusion
Zusammenfassung vom 25.10.2013
Nach dem Empfang mit Kaffee und Gipfeli begrüsst der Präsident Ueli Wehrli um 09.00 Uhr alle Teilnehmer in der Mehrzweckhalle zur Generalversammlung und anschliessenden Fachtagung. Der Gemeinde Müstair dankt der Präsident für das nette Gastrecht und den grosszügigen Apéro.
Generalversammlung
Die Versammlung bildete wie gewohnt den Einstieg der Tagung und konnte nach einer Stunde erfolgreich beendet werden. Der Ablauf steht im GV Protokoll.
Vortrag: Gemeindefusion
Referent: Gemeindepräsident Arno Lamprecht
In seiner Begrüssung heisst der Präsident alle Anwesenden herzlich willkommen und weist mit Stolz daraufhin, dass wir im Tal gastieren, wo der Bär wieder Einzug hielt wo der erfolgreichste Schweizer Langläufer Dario Cologna herkommt und wo sich das Kloster St. Johann unter dem UNESCO- Naturlabel befindet.
Das Projekt des Kantons mit der Talfusion begann 2005. Eine Strukturanpassung sei nötig gewesen und erwies sich gleichzeitig als ein Riesenprojekt für das Val Müstair. Es erforderte viele Versammlungen im und ausserhalb des Tals. Das ganze war natürlich auch mit vielen Ängsten und Emotionen verbunden, wie das wohl herauskommen würde. Bedingung für die Fusion war, dass alle Gemeinden ihre Zustimmung geben mussten, was bei der kleinsten Gemeinde Lü anfänglich nicht der Fall war, sich jedoch in einer zweiten Abstimmung klar änderte. Seit dem 1. Januar 2009 besteht die neue Gemeinde Val Müstair aus den sechs Dörfern Lü/ Lüsai, Tschierv, Fuldera, Valchava, Sta. Maria und Müstair mit rund 1550 Einwohnern. Leider sei trotzdem ein rückläufiger Trend der Einwohner feststellbar auch auf Grund der demographischen Altersentwicklung. Die Amtssprache ist Romanisch im Idiom Jauer. Es sprechen rund 78 % Romanisch, 20 % Deutsch und 2 % Andere. Die Verwaltung ist in Müstair untergebracht, das Bauamt in Sta. Maria und das Forstamt in Valchava. Die Schule mit ca. 140 Schülern sowie die Feuerwehr waren bereits vor der Fusion zusammengestellt. Trotz der Fusion lebt das Vereinsleben weiter und das Brauchtum erfreut sich grosser Beliebtheit bei der einheimischen Bevölkerung sowie bei den Touristen. Eine Fusion löst nicht alle Probleme, aber es sei in der Rückschau das Richtige gewesen und man sei froh über diesen Schritt im Tal.
Erwin Tschenett Brunnenmeister Val Müstair
Für die Wasserversorgung mit 74 Quellen, 12 Reservoirs mit einem Inhalt von 100- 800 m3, 94 km Leitungsnetz, 220 Hydranten, 56 Brunnen und 850 WZ- Abonnenten sei die Fusion auch die richtige Entscheidung gewesen, um diese grosse Infrastruktur gut zu betreiben und mit den nötigen finanziellen Herausforderungen zu bewältigen. Allerdings sei aus technischer Sicht das Ganze zu schnell gegangen, was für die zuständigen Mitarbeiter eine grosse Herausforderung war. Der hygienische Bereich war nicht überall zufriedenstellend weil QS-Normen nicht erfüllt wurden. Daraus folgten bauliche Massnahmen, welche hohe Kosten verursachten und es weiterhin tun werden. Für die Angestellten waren die ersten Jahre sehr hektisch bis vieles aufgearbeitet war. Manche Bezüger konnten nicht verstehen, weshalb es nun Wasserzähler braucht und warum die Stetsläufe nicht weiter in der gewohnten Art und Weise betrieben werden sollten. Die rechtlichen Grundlagen und Gesetzt mussten angepasst werden, damit der Vollzug einheitlich möglich wurde. Bei den Befürwortern der Fusion gab es für die Mitarbieter meistens einen Kaffee wenn sie etwas erledigen mussten bei den Gegnern brauchte es dafür manchmal starke Nerven. Es war Fingespitzengefühl gefragt bei der Argumentation von Vorschlägen und vor allem beim Hinweis auf Probleminstallationen. Daraus lässt sich folgendes schliessen, dass zu Beginn einer Fusion mit eher mehr Personalaufwand zu rechnen ist und im Laufe der Zeit ein Abbau vertretbar wird. Vor der Fusion hört man vor allem, dass gespart werden kann und dass es günstiger wird, was eben nicht auf der ganzen Linie zutrifft. Früher war es klar, dass gewisse Arbeiten, wie die Brunnenreinigung oder die Hydrantenbetätigung, vom Departementsvorsteher in Frohnarbeit geleistet wurden. Nach der Fusion war es selbstverständlich, dass dies und vieles mehr nun die Gemeindeangestellten zu tun haben. Deshalb war es wichtig, dass z. B. die Wiesenbewässerung einem Bauern als Beregnungswart anvertraut wurde, welcher dafür auch Verantwortung trägt und in Absprache mit dem Brunnenmeister über den Wasserbedarf verfügen kann. Zum Schluss sprach der Brunnenmeister den Verantwortlichen ein Kompliment aus, dass die Fusion zu keinen Entlassungen führte und dass damit auch die Qualität gesteigert werden konnte.
Der Präsident Ueli Wehrli bedankte sich bei Arno Lamprecht und Erwin Tschenett für die interessanten Ausführungen und überreichte als Dank eine Flasche Feuerwasser. Im Anschluss genossen wir bei schönsten Wetter und ausgezeichneten Spezialitäten aus dem Val Müstair auf dem Vorplatz des Hotel Chavalatsch den von der Gemeinde offerierten Apéro. Das feine Mittagessen durften wir anschliessend ebenfalls im Restaurant Chavalatsch einnehmen. Das Essen wurde mit einer Überraschung vom Gemeindepräsidenten und dem Gastgeber Aldo mit drei schönen Liedern „dals Jauers“ abgerundet.
Danach begann das Nachmittagsprogramm mit einer Besichtigung der Firma LI & CO, welche High Tech Produkte aus Kork und Steinschiefer produziert und weltweit vertreibt. Vater und Sohn Lingg führten uns durch die Fabrik und gaben uns Einblick in die Fertigung und deren Produktionsabläufe, Kontrollen und Lagerung der hochwertigen Produkte aus dem Val Müstair. Nach der kurzweiligen Führung war es bereits wieder Zeit für den Abschied. Unser Präsident bedankte sich bei dem CEO Alfred Lingg und seinem Sohn für die interessante Führung und bei allen Anwesenden für den Besuch und wünschte eine gute Heimreise.
Für die Zusammenfassung: Heinrich Denoth