Fachtagung 2014 in Thusis
Thema: Leitungsbau, Guss- und Kunststoffrohre
Zusammenfassung vom 24.10.2014
Bei ausgezeichnetem mildem Herbstwetter durften wir im Feuerwehr- Ausbildungszentrum Pantun die 7. Fachtagung durchführen. Nachdem sich die 90 Teilnehmenden mit Kaffee und Gipfeli gestärkt hatten, begrüsste um 09.00 Uhr Präsident Ueli Wehrli im Namen vom Vorstand der IGBG die Teilnehmer, Helfer und Firmenvertreter zur Fachtagung.
Einen besonderen Dank richtet er an Daniel Keller, Bauamtsleiter und Brunnenmeister von Thusis, sowie an Stefan Rottensteiner, die uns bei den Vorbereitungen tüchtig unterstützt hatten. Ebenso einen Dank der Gemeinde Thusis für das freundliche Gastrecht.
Nach einigen Informationen zum Tagesablauf beginnt die Tagung mit der jährlichen Generalversammlung. Das GV-Protokoll wurde separat abgefasst und ist auf der Webseite einsehbar. Nach einer kurzen Pause beginnt der Theorieteil um 10.10 Uhr.
Vortrag: Baustellenorganisation und Sicherheit am Bau
Referent: Jürg Schmid, Fa. Hew AG Felsberg
In seiner Einleitung weist er darauf hin, dass bei den öffentlichen Institutionen die Tendenz zur Privatisierung zunimmt und eine Förderung der regionalen Zusammenarbeit wächst.
Solche Kooperationen haben Vor- und auch Nachteile. Die wirtschaftlichen Faktoren werden oft höher gewichtet als die fachliche Qualität. Demgegenüber nimmt die administrative Arbeit zu. Tatsache aber bleibt, dass der Fortbestand der Infrastruktur gewährleistet sein muss und auf die Jahre gerechnet letztlich deren Qualität entscheidend ist. Es darf nicht sein, dass der fachliche Teil in den Hintergrund rückt. Damit das erreicht werden kann, wachsen die Anforderungen an das Personal. Der Spagat in diesem Spannungsfeld ist eine hohe Herausforderung. Eine gute Planung ist wichtig, wenn ein Werk gelingen soll. Die Ausschreibungen müssen eindeutig aufgeführt werden und keinen Spekulationen Raum lassen. Ebenso sollte die Vergabe an fachkompetente Unternehmungen erfolgen.
Deshalb sind folgende Ausschreibungseckpunkte zu beachten:
– Öffentliche Ausschreibungen wenn nötig
– Einladungsverfahren wo möglich
– Freihändiges Verfahren wenn immer möglich
Bei der Ausführung ist eine gute Koordination und Zusammenarbeit der beteiligten Unternehmungen entscheidend. Das setzt eine hohe Flexibilität und Planung aller Gremien voraus.
Als Zukunftsmodell sieht der Referent auch gemeinsame Ausschreibungen, wie z.B. für Bauunternehmerleistungen und Installationsarbeiten. Ein Vorteil für die Werke besteht darin, dass die Koordination der Arbeiten bei der ARGE liegt und sich die Werke auf die Bauführung und Kontrolle konzentrieren können. Nachforderungen für Wartezeiten usw. können damit ausgeschlossen werden, weil die ARGE für die Koordination der Arbeiten verantwortlich ist.
Arbeitssicherheit
Einen wichtigen Stellenwert hat die Arbeitssicherheit auf der Baustelle. Für die persönliche Schutzausrüstung und Arbeitskleidung (mit Warnstreifen) der Mitarbeiter ist die Unternehmung verantwortlich. Dabei gilt es die vorgegebenen Richtlinien zu befolgen. Wenn Versäumnisse festgestellt werden, müssen diese unverzüglich der Bauleitung mitgeteilt werden. Da das Verkehrsaufkommen zunimmt, gilt der Baustellensicherung eine hohe Priorität. Die Verkehrssicherheit wird durch die Polizeilichen Vorschriften vorgegeben und muss umgesetzt werden. Verkehrsregelungen können mittels entsprechenden Einrichtungen oder dazu ausgebildetes Personal ausgelagert werden.
Die Formel lautet: sehen und gesehen werden Grabenarbeiten
Graben welche nicht gespriesst werden müssen sind:
– weniger als 1.5 m hoch
– V-Graben
– Graben im Fels
Alle anderen Gräben sind mit einer fachgerechter Spriessung nach den Vorgaben der SUVA in Bezug auf Breite und Höhe auszuführen. Diese Richtlinien können bei der SUVA bezogen oder über das Internet herunter geladen werden. Im Zweifel sich vorab erkundigen. Erst wenn der Graben gesichert ist, darf er über eine Treppe oder Leiter betreten werden.
Besondere Aufmerksamkeit gilt beim Ablad von Röhren in Grabennähe, sowie bei deren Einbringung durch die Spriessung! Umspriessungen müssen fachgerecht durch den Bauunternehmer vorgenommen werden.
Es dürfen keine Risiken bei der Arbeitssicherheit in Kauf genommen werden zugunsten finanzieller oder zeitlicher Vorteile!
Alternative Bauweisen
Zum Abschluss des Vortrags weist Jürg Schmid auf die neuen Technologien hin, welche es ermöglichen, grabenlos Leitungen zu verlegen. Besonders bei stark befahrenen Strassen, unter Bahntrassen, Gewässer oder bei besonderen Umständen empfiehlt sich die Prüfung solcher Systeme, welche von Spezialfirmen ausgeführt werden. Dabei ist genau zu prüfen, welches System wann und wo zum Einsatz kommen soll.
Diese Verfahren werden als Berstlining, Rohrvortrieb- Durchstossverfahren oder Mircrotunneling, Bohrspülverfahren usw. angeboten.
Praxisbeispiele
Guido Calörtscher erwähnt noch einige Praxisbespiele und weist darauf hin, dass für uns als Verantwortliche für den Transport des wichtigsten Lebensmittels Wasser, in Bezug auf die Hygiene keine Kompromisse eingegangen werden dürfen. Der Politik ist oft der Preis wichtiger als das Produkt. Wenn Probleme in technischer oder hygienischer Hinsicht entstehen, ist der Brunnenmeister Zielscheibe der Reklamationen.
Zu Gunsten von Zeit oder Geld dürfen keine Kompromisse bei der Arbeitssicherheit eingegangen werden. Wenn es zu einem Unfall kommt, stehen wir alleine da gegenüber den betroffenen Opfern!
Der Präsident bedankt sich bei Jürg Schmid und Guido Calörtscher für die interessanten Ausführungen und Beispiele.
Grusswort der Gemeinde und einige Worte über die Wasserversorgung Thusis
Frau Gemeindeammann Claudia Kleis lässt sich infolge Verhinderung entschuldigen.
Das Grusswort von der Gemeinde Thusis überbringt Herrn Gemeindevorstand Johannes Etter. Thusis freut sich sehr als gewählter Tagungsort die Bündner Brunnenmeister begrüssen zu dürfen.
In seinem Eingangsworte meint der Politiker, dass eigentlich der Brunnenmeister in der Gemeinde vor der Behörde erwähnt werden sollte. Warum, weil sein Dienst zum Wohl der Bevölkerung wichtiger ist. Wir sehen es als eine Selbstverständlichkeit an, dass einwandfreies Trinkwasser aus dem Hahnen fliesst. Die Bevölkerung ist sich dessen nicht mehr bewusst, was dafür alles notwendig ist. Im Übrigen lobt er, sei ja das Hahnenwasser frischer und die Qualität besser als jenes aus der Petflasche. Solange alles funktioniert, nimmt man den Brunnenmeister meistens gar nicht wahr. Sprach man in der Behörde über seine Wichtigkeit, so wurde das auch schon mit der Bemerkung quittiert: Der hat ja seinen Lohn!
Die Stellung der Feuerwehr ist in der Bevölkerung präsenter als die des Brunnenmeisters. Deshalb sei es wichtig, die Sicht über die Wichtigkeit des Trink-und Löschwassers wieder ins Zentrum zu bringen.
Wenn die Feuerwehr ausrückt sieht und hört man das. Beim Brunnenmeister hingegen nicht, weil er die Vorfälle in der Wasserversorgung meistens ohne grosses Aufsehen löst, wie gerade heute Morgen, als Daniel Keller Brunnenmeister von Thusis sich eines Wasserrohrbruchs annehmen musste. Deshalb übernimmt Johannes Etter, Fachvorsteher der Wasserversorgung, nahtlos auch seine Aufgabe und erzählt uns einiges über die Wasserversorgung.
Die Wasserversorgung von Thusis verfügt über zwei Quellfassungen und insgesamt über vier Pumpwerke; in zwei davon werden Grundwasser bezogen. Einen Brunnen dient als Notbrunnen. Thusis verfügt über ein Wasserleitungsnetz von 27 km. Als Löscheinrichtung dienen rund 150 Hydranten. Eine neue Leitwarte wurde errichtet und noch manche Investitionen wären nötig.
Leider gäbe es auch bei ihnen Paradebeispiele, wo geplant, geplant und geplant wird, aber aus Kostengründen zuletzt die Ausführung nicht stattfindet.
Demgegenüber aber sind sanierungsbedürftige Leitungen im Boden, die damit nicht jünger noch besser werden, aber das wichtigste Lebensmittel Wasser zu den Konsumenten liefern müssen.
Es war sehr interessant Herrn Johannes Etter zuzuhören und alle waren sich einig, da stand ein Politiker vor uns, der die Aufgabe und die Sorgen eines Brunnenmeisters kennt.
So bedankte sich unser Präsident mit den Worten: Es tut gut jemandem zuzuhören, der uns versteht und überreichte im Namen der Vereinigung eine Flasche, aber nicht gefüllt mit Wasser! Im Weiteren bedankte sich der Präsident auch bei der Gemeinde Thusis für den offerierten Apéro.
Danach verschoben wir uns ins Hotel Weiss Kreuz zum hervorragenden Mittagessen und guten Gesprächen in lockerer Gemeinschaft.
Das Nachmittagsprogramm begann um 14.00 Uhr auf dem Ausbildungsgelände Pantun, wo zu Beginn noch der ausgestellte Brunnenhydrant der Giesserei Chur AG vorgestellt wurde.
Die Firmen TMH Hagenbucher AG, Wild Armaturen AG, Von Roll hydro AG und Prevost Oscar AG haben uns freundlicherweise über ihre Produkte informiert. Die vier Posten wurden im Rotationsprinzip von 30 Minuten besucht. Man wurde fachkundig über Leitungsbau, Verbindungs- und Verarbeitungstechnik der verschiedenen Guss- und Kunststoffrohre informiert. Dabei konnten die Teilnehmer direkt den Unterschied der einzelnen Fabrikate, Materiealien und deren Montage bzw. Demontage ansehen. Gleichzeitig wurden auch Fragen der Teilnehmer beantwortet.
Nach einer informativen Veranstaltung wurden die Aussteller und Tagungsbesucher vom Präsidenten um 16.00 Uhr mit einem herzlichen Dank verabschiedet.
Einen besonderen Dank gebührt Daniel Keller, welcher uns tatkräftig unterstützt hat und uns am Schluss der Tagung trotz Rohrbruchabwesenheit noch besuchen konnte.
Für die Zusammenfassung: Heini Denoth