Grundwasser: Nitratwert ist an 15% der Messstellen zu hoch

Der neuste Bericht des Bundesamtes für Umwelt (Bafu) zur Qualität des Schweizer Grundwassers zeigt: rund 15 Prozent der Messstellen weisen eine Nitratbelastung über dem Grenzwert auf. Die zunehmende Verunreinigung stammt mehrheitlich aus dem Ackerbau im Mittelland.
Das Trinkwasser ist zwar nicht in Gefahr, aber «zunehmend unter Druck»., Dass die Schweiz nur rund 7 Prozent des theoretisch nutzbaren Grundwassers für die Trinkwasserversorgung nutzt, darf nicht zu Sorglosigkeit führen. Das Grundwasser liefert 80 Prozent des in der Schweiz verbrauchten Trinkwassers.
Im Mittelland weisen 80 Prozent der Messstellen eine Nitrat-Konzentration von mehr als 10 Milligramm pro Liter (mg/l) auf. Der Grenzwert von 25 mg/l gemäss Gewässerschutzverordnung wurde 2014 an rund 15 Prozent aller Messstellen überschritten. In Gebieten mit viel Ackerbau wurde der Grenzwert an 40 Prozent der Messstellen überschritten. An 2 Prozent der Messstellen wurde auch der höhere Grenzwert der Lebensmittelgesetzgebung von 40 mg/l nicht eingehalten. Abbauprodukte fast überall im Mittelland.
Neben der Nitratbelastung wegen Überdüngung sind auch Pestizide (Pflanzenschutzmittel und Biozide) und deren Abbauprodukte, sogenannte Metaboliten, ein Problem. An jeder zweiten Messstelle (53 Prozent) fanden sich derartige Wirkstoffe. In Ackerbaugebieten lassen sie sich an 95 Prozent der Messstellen nachweisen, also fast an jeder. Die Ausgangssubstanz des Pflanzenschutzmittels findet sich dabei nur sehr selten, und nicht jedes Abbauprodukt ist Trinkwasser-relevant.
Flüchtige halogenierte Kohlenwasserstoffe (FHKW) wurden an jeder vierten Messstelle nachgewiesen, bei 3 Prozent der Messstellen wurde der Grenzwert von einem Milligramm pro Liter überschritten. FHKW sind oft an Altlasten gebunden oder sie stammen aus Lösungsmitteln.
Sehr niedrige Konzentrationen von Arzneimitteln wie Antibiotika oder Röntgenkonstrastmittel wurden an 13 Prozent der Messstellen gefunden.

Stabile Menge – bedrohte Qualität
Die Menge des Grundwassers ist über die Jahre insgesamt stabil geblieben. In trockenen Perioden kann es in kleineren Vorkommen lokal und zeitlich befristet zu Engpässen kommen. Allerdings steigt der Siedlungsdruck und die Nutzungskonflikte im Mittelland häufen sich.
Zusammen mit der Beeinträchtigung der Qualität des Grundwassers wird dessen Nutzbarkeit immer mehr eingeschränkt. Die Erschliessung neuer Fassungen ist im Mittelland kaum noch möglich. Die Qualität für die Trinkwassernutzung ist jedoch an den meisten Orten ausreichend.
Er fordert schonendere Methoden in der Landwirtschaft, um Druck von der wichtigsten Trinkwasserressource zu nehmen. Regionale Projekte haben zum Beispiel gezeigt, dass weniger Nitrat ins Grundwasser sickert, wenn der Boden im Winter in Ruhe gelassen und lückenlos bedeckt wird.

Grenzwerte sind «Vorsorgewerte»
Konkret müssten Stoffeinträge aus der Landwirtschaft, aber auch aus der Siedlungsentwässerung und Altlasten zwingend sinken.

Aktionsplan Pflanzenschutzmittel
Der Nationalrat hat im Sommer die Trinkwasserinitiative und einen Gegenvorschlag dazu sowie die Pestizidinitiative abgelehnt. Der Bundesrat will das Problem mit der Umsetzung des Aktionsplans Pflanzenschutzmittel (AP PSM) angehen, der im Sommer 2017 eingeführt wurde.
Darin ist vorgesehen, dass Pflanzenschutzmittel mit erhöhten Umweltrisiken nicht mehr angewendet werden dürfen. Pflanzenschutzmittel, die die Umwelt stark belasten, sollen im ökologischen Leistungsausweis nicht mehr zugelassen werden. Bereits seit Anfang 2018 erhalten Zuckerrübenbauern Beiträge vom Bund, wenn sie keine oder nur reduziert Herbizide einsetzen.
Sogenannte «low-input-Systeme» sollen mit höheren Direktzahlungen gefördert werden. Regional sollen zudem weitere Verschärfungen der Vorgaben möglich sein.

Quelle: sda, 15.08.2019